Der Ökumenische Patriarch als „Wahlbeobachter“


 

Verflechtungen von Politik und Orthodoxie bei griechischen Wahlen

 

Von Heinz Gstrein

 

In Griechenland hat sich die konservativ-liberale Nea Dimokratia (ND) am 25. Juni wie erwartet eine absolute parlamentarische Mehrheit von 158 der 300 Sitzen gesichert. Diesen Erfolg verdankt sie aber weitgehend nur einem alten Wahlrecht, auf das zurückgegriffen wurde: Es belohnt die nach Wahlergebnis stärkste Partei mit zusätzlichen 50 Abgeordneten.

 

Ohne dieses Geschenk wäre Parteichef Kyriakos Mitsotakis noch einmal wie schon am 21. Mai auf einer nur relativen Mehrheit sitzen geblieben.

 

Sein jetzt gekünstelter Sieg verspricht in Athen Stabilität, hat aber nicht unbedingt ein gutes Verhältnis zur orthodoxen Kirche oder eine    

 

Verbesserung der den griechischen Katholiken halbherzig gewährten    

 

Kultfreiheit zu bedeuten. Neben der ND und dem linksradikalen SYRIZA, der aber in Vergleich zu seiner Regierungszeit von 2015 bis 2019 diesmal halbiert wurde, zieht nun ein buntes Spektrum von Klein- und Kleinstparteien in die Athener „Vouli“ ein. Sie gehören mehrheitlich der extremen Rechten nationalistischer oder nationalreligiöser Prägung an.

 

Bei der ND haben sich in Hellas Reste des früher bei Intelligenz und Großbürgertum allgemein vorherrschenden Antiklerikalismus erhalten. So dürften jetzt unter dem mit komfortabler Mehrheit ausgestatteten Mitsotakis die Enteignungen von Kirchenbesitz durch frühere Regierungen weitergehen. Die ND ist überhaupt noch immer weniger von weltanschaulicher Ausrichtung, als den Klientelen alteingesessener Politikerfamilien geprägt. So wurde jetzt im nordgriechischen Wahlkreis Serres, der im Frühjahr nach einem verheerenden Eisenbahnunglück aus dem Amt gedrängte Verkehrsminister Kostas Karamanlis mit noch mehr Stimmen als vor dem Unfall wieder in die „Vouli“ gewählt. Gehört er doch zum Politikerclan der „Karamanlides“, welche die parlamentarische Vertretung der alten Tabakpflanzer-Region Serres seit Generationen „gepachtet“ haben.

 

Hingegen handelt es sich bei den Linkssozialisten des SYRIZA nicht durchwegs um marxistische Kirchenfeinde. Parteichef Alexis Tsipras bezeichnet sich zwar als Atheist. Doch genießt er die Sympathie des Ökumenischen Patriarchen aller Orthodoxen, Bartholomaios I., der eigens schon seit 23. Juni nach Griechenland gekommen ist, um sichtlich Wahlkampf und Wahlergebnisse aus der Nähe zu verfolgen. Offizieller Anlass war ein Besuch der mittelgriechischen Metropolis von Volos mit ihrer „Orthodoxen Akademie“. Zu ihrem wissenschaftlichen Stab gehört auch Geschäftsführer Georgios Vlantis von der ACK Bayern.

 

SYRIZA war aus der traditionsreichen sozialistischen Bewegung „Synaspismos“ (Bund) hervorgegangen. Die Tochter von dessen Gründer, Zoe Konstantopoulou, hat jetzt mit ihrer Parteigründung „Plevsi Elevtherias“ (Freiheitskurs) auf Anhieb acht Parlamentssitze geschafft. Sie strebt nach möglichst direkter Demokratie und hat – wie die gesamte griechische Linke – keine antiklerikale Schlagseite.

 

Das gilt sogar für die griechischen Kommunisten (KKE). Im Griechischen Bürgerkrieg von 1946 bis 1949 hatten sich sogar orthodoxe Bischöfe in den kommunistischen Bergfestungen mit verschanzt, und der Heilige Berg Athos bot Partisanengruppen rettende Aufnahme. Die heutige KP Griechenlands ist kaum mehr sozial kämpferische Kraft, sondern eine Art Traditionsverein, der dank „geretteten“ DDR-Geldern überleben kann. Die einst starken Kommunisten stellen jetzt nur mehr 20 Abgeordnete.

 

Vor ihnen liegen noch bei 32 Sitzen die mit Unterbrechungen von 1981 bis 2011 in Athen regierenden PASOK-Sozialdemokraten, geführt von drei Generationen der Familie Papandreou. Heute liegt die Parteiführung in der Hand von Nikos Androulakis. Seinen Aufstieg von den nur mehr 17 Abgeordneten im Jahr 2015 hat er jetzthauptsächlich der Wahlhilfe kretischer Metropoliten für den Kreter Androulakis zu verdanken.

 

Die restlichen Parlamentsparteien kommen alle aus der rechtsnationalen oder ultra-orthodoxen Ecke. Bedrohlich erscheint, dass die inzwischen verbotene Bewegung griechischer Neonazis „Chryssi Avghi“ (Goldener Morgen) samt ihren Schlägertrupps unter dem berühmten Namen „Spartiates„ (Spartaner) nun zwölf Sitze belegen konnte. Spitzenkandidat war jener Elias Kassidiaris, der wegen Verflechtung in einen Fememord 13 Jahre Gefängnis abzubüssen hat. Dem Metropoliten von Saloniki, Anthimos Koukouridis, wird jetzt vorgeworfen, den Wahlkampf der „Spartiates“ – wie schon früher des „Goldenen Morgens“ – unterstützt zu haben.

 

Handelt es sich bei der „Elliniki Lysi“ (Griechische Lösung) um eine ultranationale, doch demokratische Parteiung mit ebenfalls zwölf Abgeordneten, so handelt es sich bei der „Niki“ (Sieg) um den politischen Arm der in Griechenland starken orthodoxen Anti-Ökumeniker und anderer Rückschrittler von Abtreibungsgegnern bis zu Homophoben. Ihr politisches Programm sind die Gebote der Griechisch-Orthodoxen Kirche. Der Religionslehrer Dimitris Natsios will mit seiner Zehn-Mann-Fraktion nach dem, wenn auch bescheidenen Wahlerfolg, „in Gottesfurcht“ ans Werk gehen.

 

 

 

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