In Katar rollt das Leder für den Polit-Islam
Für WM wurde Fan-Ruf „Bier her“ am Vorabend abgewürgt
Von Heinz Gstrein
Die Fußballweltmeisterschaft 2022 in Katar steht von Anfang an unter unerfreulichen Vorzeichen. Der gesamte katarische Bauwahn rund um diese WM mit einem Gesamtaufwand von rund 100 Milliarden Euro ist auf Ausbeutung von Fach- und Hilfsarbeitern aus Mittel- und Ostasien gegründet. Die gigantischen Stadien, die Hotels zur Unterbringung der Mannschaften und ihrer Fans wurden mit Schweiß und Schmerz von Millionen Handlangern hochgefahren, sie stehen auf den Gräbern von Tausenden und Abertausenden, die an Erschöpfung gestorben oder bei Arbeitsunfällen ums Leben gekommen sind.
Fast unbeachtet bleibt hingegen die hinterhältige islamistische Dimension der Weltmeisterschaft. Das ist weitgehend Erfolg einer geschickten Verschleierungstaktik. Das WM-Logo von Katar bildet keine muslimische Kalligrafie, sondern ein tropfenförmiges Gebilde. Verständlich erst, wenn man weiß, dass „q’tar“ auf Arabisch Tropfen bedeutet. Wofür die tropfenförmige Gestalt der Halbinsel im Persischen Golf als Modell gedient hat. Die Architektur der Stadien lässt ebenfalls nichts Islamisches erkennen, sondern ist neutralen arabischen Vorlagen wie Beduinenzelten oder den „Dau“ nachempfunden, typischen historischen Segelschiffen im Golf. Auch wurde in der globalen Werbung für das Großereignis bei den Beschränkungen von Alkoholkonsum und Kontakten mit dem weiblichen Geschlecht nie auf islamische Verbote, sondern auf die „bodenständige Kultur“ verwiesen.
Was durstige Fans betrifft, fanden die islamischen Vorkehrungen von Katar bis zuletzt auch bei den Schlachtenbummlern aus aller Welt ein gewisses Verständnis. War doch wenigstens „Bier her!“ von den Veranstaltern für überall und fast jederzeit vertraglich verbrieft worden. Doch am Freitag vor der WM-Eröffnung zog das Emirat dieses Zugeständnis abrupt zurück. Nun herrscht ein so gut wie generelles Alkoholverbot, ausgenommen nur einige „Säufer-Gründe“ nahe der Stadien und in Luxusquartieren.
Zur Diskussion hatte zunächst auch ein allgemeines Rauchverbot gestanden. Das hätte der Nikotinächtung des Wahhabismus entsprochen. Diese radikalste aller Muslimkonfessionen ist nicht nur in Saudi-Arabien, sondern ebenso in Katar Staatsreligion.
Grundsätzlich muss zu dieser Weltmeisterschaft schon von vornherein festgestellt werden, dass es sich bei dem Emirat um eine Weltdrehscheibe des Islamismus handelt. Als Helfershelfer dabei sind ihm alle recht: Von den Muslim-Brüdern bis zu den Salafisten. Während sich die in Ägypten schon vor fast 100 Jahren gegründeten Muslim-Brüder bei ihrem Streben nach der Islam-Weltherrschaft einen modernen Anstrich geben und vom Terror distanzieren, haben die Salafisten diesen Internationalismus mit der Wiedererweckung eines altväterischen, blutigen Ur-Islam verbunden.
Optimisten halten dem allen entgegen, dass Katar mit der WM jedenfalls ins Scheinwerferlicht globaler Aufmerksamkeit gerät. Das dürfte sich doch mäßigend auf seine extrem islamistischen Ambitionen auswirken?